Photo von Cicirkiene

Tief in meinem Herzen ist ein Platz den ich Schombara-Puffpuff nenne. Dieser Ort quillt
über vor Inspiration - Männchen rennen auf und ab, schlagen sich mit Bastmatten auf die Köpfe,
schreien sich in die Ohren und gestikulieren mit den Händen und ihren Haaren. Manche wedeln ihre Socken
durch die Luft und singen unterschiedliche Töne, ganz schnell nacheinander.

Photo: cc FabriSalvetti




Photo von Cicirkiene

Schau

Skurril ist alles, allemal
Drum: Kämpf dich durch im Land Bizarr
Und laß sie alle, alle segeln
Denn: Sind sie jedes Sinnes bar
Dann mach' doch du die Regeln.


Ich will die Buchsbaumpredigt. Laßt mich zu ihr!


Moppel

Schlafende Tiere von unten
sehen flauschig aus.
Sehen knuddelig aus, und weise.
Und schaut man sie an
sind sie riesengroß,
und ganz weich und sanft und leise.



Photo von Alexej Gusev

Kleine Stullen

Du hast große Träume,
und schmierst kleine Stullen,
wenn es nur Zeit für kleine Stullen ist.

Du hast Sand im Haar auf der Düne,
und ein Lächeln am Morgen,
und du nimmst sie mir nicht
wenn ich rauchen will.

Du hast große Träume,
und träumst sie
und siehst, wenn du bei mir bist,
und zerbrichst. Nicht.

Du bist traurig im Nebel,
und zärtlich im Dunkel,
und was du willst,
ist das Licht.



Photo by Alexej Kolmikov

Oder bloß müde

Dein Blick ist leer,
der Regen fällt
in lauter feinen Tropfen.
Du schaust dahin,
und was dich hält,
ist sichtbar in dir drin.

In dir.
Mensch, du siehst traurig aus,
dein Blick so voll, von dir, will raus..
und doch, du bist nicht hier.

Du bist nicht hier, bist nicht dabei,
fliehst mit dem Auge, starrst dich frei.
Und bist doch in dir drin.
Ich weiß so gar nicht,
was du denkst.
Und niemand schaut dahin.

Das Leben ist in dir,
die Kraft, die Feuer speiht,
Verzweiflung schafft. Und
Blumen pflückt, In dir.

Hier fällt der Regen
und ist grau. Und alles schnellt dahin.



Photo von Alexej Titarenko

Treibholz

Ohne Gefühl im Kopf
Angenehm vor sich hinstarren
Gleichmäßig atmen
Das Ziel der Welt
Das Nichts im Kopf
Im Bauch gefällt's

Hinstarrend dösen, durchstarren
Gleichmäßig atmen
Gleichmäßig sehen
Nichts im Kopf
Angenehm leer, kühler Denker
Ausgestellt

Flachland schauen
Handbreit sehen
Nicht scharfstellen
Können, wollen
Im Moment gar nichts
Treibholz ohne Interesse am Meer




Du

Bist Venus, du, der Abendstern?
Ich seh dich leuchten
strahlend, fern im kosmischen Gewimmel.
Ich sehe dich und hab dich gern
Du Strahl, du Licht, du heller Stern.
Im Dunkeln seh ich dein Gesicht
Du hellster Stern am Himmel


Photo von Cerniauskai

Der Dichter


Immer, wenn der Dichter dichtet,
Denkt er: Denkt man, daß er denkt
Wenn er so all die Gedanken
Vor, zurück, zur Seite lenkt

Doch sie lassen sich nicht lenken
Hopsen wild, bei Tag und Nacht
Und so hat in seinem Elend
Er den Morgen oft verpaßt

Nur der Dichter kann sie fangen,
Der Gedanken hellen Schein.
Zwimal muß er sich erst winden
Doch dann sind sie wirklich sein.

Selbst des Nachts,
Dann wenn's ihn grauset
Trübe nur der Mond noch scheint
Sitzt der Dichter in der Ecke
Macht sich selber fast zur Schnecke
Bis er schließlich leise weint

"Weine nicht!", spricht da der Genius,
Der sich dafür nicht geniert.
"Hab ich nicht noch jeden Angriff,
Jedesmal perfekt pariert?"

Doch das Schicksal eines Dichters,
Ist zu dichten was ihn drückt.
Und der Leser, der mag Schmerzen,
Sieht gern bluten andre Herzen
und ist davon so entzückt.

Da nutzt es dem Dichter wenig,
Wenn er nachts im Lehnstuhl sitzt,
Die Gedanken sich vermehren,
Dass es davon heiter blitzt.
Was er gerade noch bewundert
hat sich blitzschnell auch verfitzt.

Ja, das geht ihm auf die Nerven
An das Herz, ja den Verstand.
Und so hat er die Gedanken,
die Gesunden wie die Kranken
Endlich aus dem Kopf verbannt

Zweieinhalb Minuten später
ist das alles längst vorbei.
Selig schlummert er von dannen,
Sieht im Traum perfekte pannen,
Schäfchen sind's, die sanft ihn wiegen
Und der Traum der Papagei.



Hmm, probiert's doch mal so...


Photo von Francia-Marie Banje

Sag mir, sag mir, heller Stern
hast du mich ein bißchen gern?
Ich weiß, du hätt'st nicht geschworen,
daß du über beide Ohren
durch und durch in mich verschossen,
hoffnunglos mit Glück begossen,
gänzlich doll nach mir verlangst.
Sag mir trotzdem, Diamant:

Folgten meinen deine Füße
und gab das dem Traum die Süße
oder sind das alles Phrasen,
liebgemeinte Seifenblasen,
die ich doch so gerne sehe,
schillernd sich im Lichte drehen?
Sag mir doch, du Diamant,
willst du mit an meinen Strand?



(c) Herr Kell 1997-2009